Nachdem Hardball Films bereits mit „Chibi Maruko-chan“ einem Klassiker der japanischen Schulkomödien zu einer Neuveröffentlichung in Deutschland verholfen hat, legt der Verlag mit „Azumanga Daioh“ nicht weniger amüsant nach.
Ein neues Schuljahr bringt für die Schülerinnen und Schüler der High-School immer große Veränderungen mit sich. Die Klassen werden neu gemischt, einige Schüler verlassen die Schule, andere wiederum stoßen dazu. Die Neuen sorgen für neuen Schwung und auch für die eine oder andere Überraschung, so auch in „Azumanga Daioh“.
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Die zehnjährige Chiyo Mihama ist ein echtes Genie und hat deshalb bereits mehrere Klassenstufen übersprungen, sodass sie direkt in die High School gewechselt ist. Intellektuell ist sie ihren Mitschülern weit überlegen, trotzdem ist sie immer noch ein Kind, das eine völlig neue Umgebung betritt. Doch sie ist nicht der einzige Neuankömmling, der in der Klasse der aufbrausenden Frau Tanizaki für Aufregung sorgt. Auch die verträumte Ayumu Kasuga, die gerade aus Osaka zugezogen ist und deshalb den Spitznamen Osaka trägt, bringt neues Leben in die Klasse.
Während man sich als kleines Kind noch auf die Einschulung und den Schulbesuch freut, lässt diese Begeisterung bei den meisten im Laufe der Zeit nach. „Azumanga Daioh“ schafft es, diesen Enthusiasmus am Leben zu erhalten und macht beinahe Lust darauf, wieder in die Schule zu gehen.
Die kleinen Tücken des (Schul)-Alltags
„Azumanga Daioh“ basiert auf einer Vorlage aus Comic-Stripes, in denen jeweils kurze Panels eine Geschichte erzählen. Das spiegelt sich auch in den Episoden wider, die zwar oftmals eine grobe Rahmenhandlung haben, sich dann wieder in einzelne Mini-Geschichten aufteilen. Im Mittelpunkt der Handlung stehen wenige Schülerinnen, die alle einen auffälligen Charakterzug haben, der sie in ihrem normalen Schulalltag begleitet. Auf diese Weise entwickelt sich die Handlung nicht sehr stark, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut.
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Slapstick und Humor spielen in allen Geschichten eine große Rolle. Durch die stark überzogenen Charaktere kommt es immer wieder zu amüsanten Zwischenfällen, sodass für Unterhaltung gesorgt ist und die Gags nicht erzwungen wirken, sondern sich aus der Situation und den handelnden Personen ergeben. Der Anime gewährt nette Einblicke in den Alltag einer japanischen High-School, auch wenn er meistens gnadenlos übertreibt. Die eine oder andere Parallele zu „Chibi Maruko-chan“ lässt sich ebenfalls entdecken, sodass Fans der kleinen Maruko auch hier ihre Freude haben werden.
Insgesamt zeichnet sich die Serie über einen großen Wohlfühlfaktor aus, der in den verschiedenen Episoden bedient wird. Obwohl sich die Mädchen immer wieder in kleinen Abenteuern wiederfinden, geht immer alles gut aus und keine der Figuren scheint größere Schwierigkeiten bewältigen zu müssen. Bestimmte Probleme werden zwar angedeutet, aber nicht weiter vertieft. So ist der Lehrer Kimura zwar ein echter Lüstling, der nur zu gern den Schwimmunterricht überwacht oder sich über die kurzen Röcke der Schülerinnen freut, aber ohne, dass daraus wirkliche Konsequenzen resultieren.
„Azumanga Daioh“ ist halt ein Klassiker
Der Anime stammt aus dem Jahr 2002 und nimmt außerdem Bezug auf das Design der Vorlage, was man der Serie auch ansieht. So unterschiedlich und abwechslungsreich die Charakterzüge der Figuren sind, so einfach ist die Umsetzung. Die Figuren sind entsprechend ihrer Charaktereigenschaften gestaltet, insgesamt aber einfach gehalten. Die großen Augen verweisen darauf, dass die Reihe eher für weibliche Zuschauer konzipiert wurde, erinnern diese doch sehr an typische Shojo-Geschichten.
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Das Alter zeigt sich auch in den Settings. Die Hintergründe sind einfach gehalten und immer wieder greift man auf Standbilder zurück. Diese Einfachheit unterscheidet „Azumanga Daioh“ zwar von modernem, ähnlich gelagertem Anime, trotzdem macht sie auch den Charme der Geschichte aus. Die einfachen Darstellungen kommen auch der Comedy zugute. Denn wenn Chiyo als Weihnachtsgeschenk neue Zöpfe zum Aufstecken bekommt, will man das als Zuschauer nicht zwangsläufig genauer dargestellt sehen.
Die Figuren sind nach ihren markantesten Charaktereigenschaften gestaltet, was sie ein wenig eindimensional erscheinen lässt, doch als Gruppe harmonieren sie sehr gut. Das Zusammenspiel zwischen den Charakteren lässt sie lebendiger erscheinen und sie gewinnen schnell die Herzen ihrer Zuschauer. Die coole Sakaki ist eine große, langhaarige Schönheit, während die kleine Chiyo mit ihren Zöpfen einfach nur niedlich ist.
Klischees funktionieren immer wieder
Auch die deutsche Übersetzung hat schon einige Jahre auf dem Buckel, muss sich aber dennoch nicht hinter aktuellen Projekten verstecken. Die Stimmen sind gut gewählt und die meist weiblichen Sprecher verstehen es, die verschiedenen Charaktere und ihre Eigenheiten zu vermitteln.
Vor allem Jennifer Weiß leistet als Ayumu (Osaka) sehr gute Arbeit. Die neue Schülerin ist äußerst verträumt und bekommt kaum etwas mit. Diese Eigenschaft setzt die Sprecherin mit ihrer weichen Stimme sehr überzeugend in Szene. Auch Rubina Nath kann als Chiyo punkten, denn bei dem kleinen Mädchen passen das Aussehen und das, was sie sagt, manchmal nicht wirklich zusammen. Was den Gesamteindruck ein wenig stört, ist die Tatsache, dass es verschiedene Aussprachen für Osaka gibt, da Ayumu auf diesen Spitznamen hört, wäre es schöner gewesen, wenn man sich auf eine Version geeinigt hätte.
Hardball Films veröffentlicht alle 26 Episoden des Anime verteilt auf zwei Volumes, die allein schon durch ihr Design ins Auge stechen. Das erste Digipack enthält drei zusätzliche ArtCards, ein Poster und einen großen Aufkleber. Wer sich sein Exemplar direkt beim Verlag bestellt, kann sich außerdem über zwei süße Buttons freuen.
Fazit
„Azumanga Daioh“ ist eine Geschichte, die den Zuschauer in eine unbeschwerte Schulzeit zurückversetzt und fast über die gesamte Länge positive Stimmung verbreitet. Dementsprechend unterhaltsam ist es, die Serie zu schauen. Die Mischung aus Situationskomik und gekonnt eingebauten Slapstick-Szenen sorgt dafür, dass man sich köstlich amüsiert.
Der Animation sieht man das Alter an, trotzdem unterstreicht gerade die Einfachheit der Bilder die teils skurrilen Ideen, die die Geschichte bietet. Zudem trägt die Animation der Vorlage Rechnung. Eine fortlaufende Geschichte gibt es zwar nicht, die einzelnen kleinen Storys können darüber aber hinwegtrösten.
Info
Name Azumanga Daioh
Original Name: あずまんが大王
Studio: J.C. Staff
Deutscher Publisher: Hardball Films
Regisseur: Hiroshi Nishikioiri
Drehbuch: Ichirou Okouchi
Musik: Masaki Kurihara
Erschienen am: 7. April & 5. Mai
Synchronisation: Deutsche Synchron Filmgesellschaft mbH & Co. Kalrheinz Brunnemann Produktions KG, Berlin
Dialogregie: Stefan Wellner
Länge: 26 Episoden
Freigegeben ab: 12 Jahren
Genre: Comedy, Slice-of-Live
Sprachen: Deutsch, Japanisch mit Untertitel
Medium: Blu-ray, DVD
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